Ich hatte beim Umbau unserer Nachbarn eine herrliche alte Küchentüre abtransportiert. Das Nachbarshaus ist wie das unsere - nur spiegelverkehrt. Natürlich ist drum auch die Türe verkehrt herum gebandet. Doch das sollte mich nicht von diesem Projekt abhalten! Ich wachse an der Herausforderung. Ich ersetzte die Glasscheiben und entfernte die Farbe mit Lauge entfernt. Dann sollte die Türe umgebandet werden. Nachdem ich mit verschiedenen befreundeten Holzfachleuten gesprochen und viele OOOh's und Aah's und Oha's gehört hatte, spürte ich, wie mich die Herausforderung doch eher schrumpfen denn wachsen liess.
Das war vor 7 Jahren. In einem Anfall von Enthusiasmus und Grössenwahnsinn packte ich im Oktober 2015 das Stemmeisen und machte mich daran, den 90 Jahre alten Türrahmen vorsichtig aus der Verankerung zu lösen. Wie zu erwarten (und mir auch verschiedentlich prophezeit) liess sich das massiv eingenagelte und doch fragil gebaute Rahmenwerk - trotz Konsultation verschiedenster Video-Tutorials - nicht unbeschadet ausbauen. Am Schluss stand ich da, in der Hand einen zwar noch halbswegs intakten Türrahmen - im Haus ein roher Mauerdurchbruch. Der Grössenwahn war Verzweiflung gewichen. Opa musste her. Nach ultrakurzer Beratung war klar: das alte Ding kriegen wir nicht mehr ein. Enthusiasmus und Grössenwahnsinn waren weg. Für einige Zeit. Mein Mann war kaum geschockt, als er die frei gelegten Ziegel unseres Küchendurchgangs das erste Mal erblickte. Auch die Kinder waren sonderlich nicht überrascht. Mama hatte mal wieder was ausprobiert. Freunde hielten die rohe Mauer für Industrial-Chic.
Als bei einer Ausräumaktion die sechs Bananenschachteln voller CD's (die übrigens erworben werden können! Breite Sammlung unterschiedlichster Musikrichtungen. Kontakt: CD-weg!) vom Dachboden ins Wohnzimmer wanderten und im provisorischen Küchendurchgang zwischengelagert wurden, wuchs eine neue Idee in meinem Kopf: wieso nicht den Durchgang schliessen und die Küche erweitern. "Durchreiche 80er-Jahre." war des Gatten Kommentar. Nach dem ersten Bier mit Nachbars auf der provisorischen Küchenablage waren die Bedenken verflogen und ein neues Projekt geboren.
Beim Küchenbauer bestellte ich ein weiteres Küchenmöbel, das sich genau in die Nische zwischen den bestehenden Küchenmöbeln und der Wand schmiegt. Analog den diversen Durchbrüchen in unserem Haus
umrandete ich die "Durchreiche" mit 2,5mm dicken Holz-brettern. Meine Premiere: Dübeln! Für die Küchenabdeckung wollten wir nicht den Kunststein nehmen, den wir im Arbeitsbereich der Küche
haben, damit die Sicht aus dem Wohnzimmer nicht zu sehr "Küche" ist. Unser grosser Traum wäre eine Betonabdeckung, aber zum einen ist das momentan einfach over Budget, zum anderen muss
ich meine Betonier-Skills erst verbessern, um mir eine Küchenabdeckung zuzutrauen. Also entschieden wir uns für eine Holzplatte. Um sie auch als Arbeitsfläche nutzbar zu machen versiegelte ich
die Oberfläche mit einem 2-Komponentenlack - hart wie Stein.
Um den Durchbruch nicht einfach zu schliessen, sondern optisch zu betonen, dass da mal eine Türe war, verkleidete ich die Rückwand der Küche (also die Sicht vom Wohnzimmer) mit einem Brett.
Die offene Wand rund um den Türausbruch füllte ich mit Spachtelmasse und habe die offenen Stellen ergänzend verputzt. Für einen ganz sauberen Abschluss hätte ich den Verputz über die ganze Wand
ablösen und neu Verputzen müssen, aber ich kann mit dem Ergebnis gut leben.
PS: Die Türe hat übrigens trotzdem noch ein 2. Leben bekommen --> siehe hier.
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